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Paul Watzlawick


Das Problem mit jeder Anpassung an die Umstände ist nur, dass letztere sich mit der Zeit ändern.


Paul Anton Watzlawick (* 25. Juli 1921 in Villach, Kärnten;[1] † 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein österreichisch-US-amerikanischer Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler. Watzlawick lebte ab 1960 in seiner Wahlheimat Kalifornien und arbeitete am Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto. Er besaß zusätzlich zu seiner österreichischen die amerikanische Staatsbürgerschaft. Seine Arbeiten hatten Einfluss auf die Familientherapie und allgemeine Psychotherapie, und er veröffentlichte etliche Fachbücher. Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem durch seine populärwissenschaftliche Veröffentlichung Anleitung zum Unglücklichsein, sowie fachwissenschaftlich hochbeachtete Beiträge zur Kommunikationstheorie, zur Wahrnehmungspsychologie und zum radikalen Konstruktivismus einem größeren Publikum bekannt. Watzlawick war Mitglied im Österreichischen PEN-Club und Impulsgeber für die Gründung des PEN-Clubs Liechtenstein und war auch in vielen anderen Zusammenhängen kulturell und sozial engagiert. Er wurde am 25. Juli 1921 in Villach als Sohn von Paul Watzlawick senior (* 13. Juni 1884 in Bergreichenstein), zu dieser Zeit Direktor der Centralbank der deutschen Sparkassen in Villach, und dessen Ehefrau Emilie (geborene Carasi; * 14. Mai 1893 in Villach) geboren und am 28. Juli 1921 auf den Namen Paul Anton getauft. Nach dem Anschluss Österreichs am 12. März 1938 an das nationalsozialistische Deutschland wurde sein Vater als Gegner der Nationalsozialisten bekannt. Vater und Sohn sahen sich weiterhin als Österreicher. Nach seiner Matura 1939 am Peraugymnasium in Villach wurde Watzlawick eingezogen. Er leistete zuerst Reichsarbeitsdienst und kam dann zu einer Flugabwehrkanonen-Kompanie der Wehrmacht. Dort qualifizierte er sich als Wehrmachtsdolmetscher für die englische Sprache. Bei Verhören englischsprachiger Gefangener war er als Übersetzer tätig, wobei er Verständnis für die Gefangenen empfand und unvollständig zu übersetzen begann. Das wurde gegen Ende des Krieges entdeckt, worauf er verhaftet und Anfang Februar 1945 in das Untersuchungsgefängnis Stuttgart eingeliefert wurde. Durch die Hilfe von Vorgesetzten und dem nahen Kriegsende überstand er die Haft. Nach dem Krieg arbeitete er als Dolmetscher für die Briten. 1946 immatrikulierte sich Watzlawick am Institut für Ökonomie und Handel der Universität Venedig. Er belegte Philosophie und studierte neue Sprachen (Philologie). 1949 wurde er im Fach Philosophie promoviert. Von 1951 bis 1954 absolvierte er eine Ausbildung in Psychotherapie am Carl-Gustav-Jung-Institut in Zürich, die er mit dem Analytikerdiplom abschloss. Danach ging Watzlawick nach Indien. Er wollte dort eine Praxis eröffnen. Das Vorhaben scheiterte. Er lernte den indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti und Yoga kennen, das er bis zu seinem Tod praktizierte. Mit Jiddu Krishnamurti begegnete ihm eine neue Sicht der Dinge. Infolge dieser Anregungen entstand bei Watzlawick eine kritische Distanz gegenüber der Psychoanalyse und er entwickelte eine gegenwartsbezogene konstruktivistische Sicht. „Die eigentliche Ursache des Leids liegt in unserer Unwilligkeit, Tatsachen als reelle Tatsachen und Ideen als bloße Ideen zu sehen, und dadurch, dass wir ununterbrochen Tatsachen mit Konzepten vermischen. Wir tendieren dazu, Ideen für Tatsachen zu halten, was Chaos in der Welt schafft.“ Im Jahre 1957 erhielt Watzlawick einen Ruf an die Universität El Salvador. Den Lehrstuhl für Psychotherapie hatte er bis zum Jahre 1960 inne. Im Jahre 1960 wurde Watzlawick von Don D. Jackson als Mitarbeiter in die Palo-Alto-Gruppe ins kalifornische Palo Alto geholt, wo Watzlawick fortan als Forschungsbeauftragter am Mental Research Institute tätig war. In Palo Alto hatten Bateson und Juergen Ruesch bereits 1951 eine Kommunikationstheorie aus kybernetischer und psychiatrischer Sicht entwickelt. 1956 beschrieben Bateson, Jackson, Haley und Weakland zum ersten Mal paradoxe menschliche Kommunikationen und hatten ihre Ergebnisse veröffentlicht. „Diese Forschungsgruppe ging an die Phänomene der schizophrenen Kommunikationen von einem Gesichtspunkt aus heran, der sich radikal von jenen Hypothesen unterscheidet, die in der Schizophrenie primär intrapsychische Störungen (z. B. eine Denkstörung, Ich-Schwäche, Überschwemmung des Bewusstseins durch Primärprozesse oder dergleichen) sehen, die dann sekundär die zwischenmenschlichen Beziehungen des Patienten beeinflussen.“ Im Kontext der Hypothesen dieser Forschergruppe begann Watzlawick an seinem eigentlichen Forschungsgebiet zu arbeiten. Kommunikationsprozesse und die systemische Familientherapie standen im Mittelpunkt seines Interesses. Die praktischen Erfahrungen, die Watzlawick zur Formulierung seiner Kommunikationstheorie veranlassten, gewann er bei der Erforschung der Kommunikation schizophrener Patienten, die meist als Mitglieder von normalen oder psychotisch gestörten Familien unter seiner klinischen Beobachtung standen bzw. in therapeutischer Behandlung waren. Sein systemisches Denken erläuterte er in einem Interview: „Der systemische Ansatz basiert auf der Situation im Jetzt und Hier. Das heißt auf der Art und Weise, in der die Menschen miteinander kommunizieren und im Kommunizieren dann in Schwierigkeiten kommen können. Wir versuchen also zu verstehen, wie das menschliche Bezugssystem funktioniert, in dem der sogenannte Patient mit drinnen steht und mitwirkt ... Unsere Frage ist: Wozu? Was ist die Funktion des sogenannten Symptoms? Das geht so weit für mich, dass, wenn ich zum Beispiel Ehe-Therapie betreibe, der Patient nicht mehr der Mann oder die Frau, sondern die Beziehung zwischen diesen beiden Menschen ist. Das ist mein Patient. An der Beziehung will ich arbeiten. Im Jahre 1976 erhielt Watzlawick zusätzlich einen Lehrauftrag im Fachbereich Psychiatrie an der Stanford University. 1978 wurde er Mitbegründer von PEN-Club Liechtenstein. Watzlawick leistete bedeutende Beiträge zum radikalen Konstruktivismus. Ebenso lieferte er zusammen mit Janet Beavin[10] und Don D. Jackson vielbeachtete Überlegungen zur Theoriebildung über Kommunikation. 2001 erhielt Watzlawick den Ehrenpreis der Viktor Frankl-Stiftung der Stadt Wien. Er starb 2007 im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Palo Alto an einer schweren Krankheit. Er hinterließ eine Frau und zwei Stieftöchter. Watzlawick veröffentlichte 18 Bücher, die in 85 Sprachen übersetzt wurden. Darüber hinaus verfasste er über 150 Artikel und hielt Vorträge. 2016 wurde im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten der Watzlawickweg nach ihm benannt.[14] In seiner Geburtsstadt Villach wurde im Sommer 2017 ein Platz zwischen Bahnhof und Drauufer nach ihm benannt.

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