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Rudolf Stichweh


An die Stelle der Unterscheidung von sozialen und psychischen Systemen kann man in der Gegenwart die Unterscheidung von Kommunikation und Bewusstsein treten lassen. In dieser zweiten Fassung werden beide Seiten der Unterscheidung neu und sie werden anders bestimmt. Einerseits wird auf der Seite des Sozialsystems die kommunikationstheoretische Grundlegung der Soziologie benutzt, die seit der Informationstheorie der späten vierziger Jahre als eine Denkmöglichkeit verfügbar ist. Kommunikation ist unter diesen Voraussetzungen nicht etwas, was einem einzelnen Bewusstsein als seine Absicht oder einem einzelnen Akteur als seine Tätigkeit zugerechnet werden kann. Es handelt sich bei jeder einzelnen Kommunikation vielmehr um eine genuin soziale und elementare Einheit, die immer und mindestens zwei Prozessoren (Akteure; Psychen; Bewusstseine) voraussetzt, die an ihrer Produktion beteiligt sind.


Rudolf Stichweh (* 26. August 1951 in Lemgo, Lippe) ist ein deutscher Soziologe und Hochschullehrer. Er ist ein Schüler von Niklas Luhmann und wurde dessen unmittelbarer Lehrstuhlnachfolger. Er studierte Soziologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin und der Universität Bielefeld, wo er mit einer Arbeit zur Entstehung der Physik als wissenschaftlicher Disziplin zum Dr. rer. soc. promovierte. Seine Habilitation an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld erlangte er 1990 mit Forschungsarbeiten zum Zusammenhang von Staatsbildung und Universitätsentwicklung im frühneuzeitlichen Europa. Er war von 1985 bis 1989 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln; 1987 an der Fondation Maison des Sciences de l’Homme in Paris; von 1989 bis 1994 am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt/M. Von 1994 bis 2003 war er Professor für Soziologische Theorie und Allgemeine Soziologie an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld; 1999–2001 war er Dekan dieser Fakultät; im Frühjahr 2000 Gastprofessor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris; im Winter 2001/2 an der Universität Wien; vom Winter 2003 bis zum Sommer 2012 war er Professor für Soziologische Theorie und Allgemeine Soziologie an der Universität Luzern, und vom 1. Oktober 2006 bis zum 31. Juli 2010 auch Rektor der Universität Luzern. Daneben war er vom Oktober 2005 bis Juli 2006 Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Im Frühjahr 2011 erhielt er eine Gastprofessur an der Princeton University. Vom August 2012 bis Februar 2020 war er Dahrendorf Professor für 'Theorie der modernen Gesellschaft' und Direktor des 'Forum Internationale Wissenschaft' an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zugleich ist er seit Sommer 2012 ständiger Gastprofessor an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern. 2014 wurde er zum Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Im Frühjahr 2017 war er Gastprofessor am Department of Sociology der University of Chicago. 2017 wurde Rudolf Stichweh zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Seit März 2020 ist Stichweh Seniorprofessor für Soziologie am Forum Internationale Wissenschaft und am 'Bonn Center for Dependency and Slavery Studies' der Universität Bonn. Außerdem leitet er die Abteilung für Demokratieforschung des Forum Internationale Wissenschaft. Zugleich ist er seit Juli 2020 ein Mitglied der Lise Meitner Research Group "China in the Global System of Science" am Max-Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin. Im April 2023 erhielt er die George-Sarton-Medaille für Wissenschaftsgeschichte der Universität Gent, Belgien.

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