All the electronic devices are weakening the social bonds. Sociologists and psychologists should study this serious threat instead of repeating that communication is the cement of society.
Mario Augusto Bunge (* 21. September 1919 in Buenos Aires; † 24. Februar 2020 in Montreal, Québec, Kanada) war ein argentinischer Philosoph und Physiker. Er studierte Physik und promovierte 1952 an der Universidad Nacional de La Plata.
1956 wurde er Professor für theoretische Physik, zuerst in La Plata, dann von 1957 bis 1966 in Buenos Aires. Seit 1966 lehrte er als Professor für Logik und Metaphysik an der McGill-Universität in Montreal in der kanadischen Provinz
Québec. 2009 zog er sich von der Lehre zurück. Bunge war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und erhielt 19 Ehrendoktorate. Ursprünglich von der Physik ausgehend hat Bunge sich in seinen zahlreichen Publikationen
(mehr als 50 Bücher, über 500 Aufsätze) mit nahezu allen philosophischen Fragen beschäftigt und ein umfassendes philosophisches Weltbild entwickelt. Sein Hauptwerk ist der achtbändige Treatise on Basic Philosophy. (1974–1989). Ins
Deutsche übersetzt wurden bislang nicht die Bände des Hauptwerks, sondern sechs andere Bücher, die sich mit erkenntnistheoretischen und ontologischen Themen befassen. Eine zusammenfassende Darstellung seines Denkens enthält das
(zusammen mit M. Mahner verfasste) Buch Über die Natur der Dinge (2004). Mario Bunge gehört zum Umkreis des kritischen Rationalismus. In kritischer Anknüpfung an Karl Popper verteidigt er in der Wissenschaftstheorie einen Realismus
und Rationalismus, doch im Gegensatz zu Poppers pluralistischer Ontologie vertritt er einen Materialismus. Sein Denken wird von einem aufklärerischen Impuls getragen, das ihn immer wieder zu scharfen Kritiken und Polemiken an anderen
philosophischen Konzeptionen führt. Politisch hat er sich als „linksliberal“ bezeichnet, in der Tradition der argentinischen Positivisten-Bewegung von José Ingenieros und John Stuart Mill. Bunges Konzeption von Philosophie steht in der
Tradition des Wiener Kreises und dessen Bemühen um eine wissenschaftliche Weltauffassung. Ähnlich wie Popper schätzt er den logischen Empirismus als wichtigen Beitrag zur Verwissenschaftlichung der Philosophie und schließt sich dessen
Kampf gegen metaphysische Spekulation und philosophisches Wunschdenken an. Doch zugleich kritisiert er, wiederum wie Popper, die Befangenheit des Wiener Kreises in der empiristischen Tradition, die er für dessen verfehltes Verständnis
von wissenschaftlicher Erkenntnis verantwortlich macht. Indem klassischer Empirismus und Positivismus Erkenntnis als bloße „Synthese“ von Sinnesdaten verstehen, verkennen sie nach Bunge den konstruktiv-kreativen Aspekt wissenschaftlicher
Theorien und verzichten, im Widerspruch zum Selbstverständnis der Wissenschaften, auf den erkenntnistheoretischen Realismus. Auch die linguistische Wende der Philosophie, die der logische Empirismus im Anschluss an Ludwig Wittgenstein
vollzogen hat, kritisiert Bunge in ähnlich scharfer Form wie Popper als eine Fehlentwicklung, da sie mit einer Abkehr von wissenschaftlichen Fragen und einer Hinwendung zu vergleichsweise unwichtigen Problemen des Sprachgebrauchs
verbunden ist. Als Folge der Konzentration der Philosophie auf die Analyse der Sprache sieht Bunge eine zunehmende Entfremdung der Philosophie von den modernen Wissenschaften. Als wissenschafts- und realitätsfern kritisiert er etwa die
in der Analytischen Philosophie geführten Debatten über „mögliche Welten“ und „kontrafaktische Aussagen“. Das Bemühen um eine logische Analyse von Begriffen, und zwar vor allem von wissenschaftlichen Begriffen, teilt Bunge dagegen
mit Rudolf Carnap und Willard van Orman Quine, ja er macht extensiven Gebrauch vom modernen logisch-mathematischen Instrumentarium, um Probleme durch logische Formalisierung zu präzisieren und zu klären – eine Neigung, die der
Lesbarkeit und Verständlichkeit seiner Schriften nicht immer zugutekommt. Philosophie hat nach Bunge überall da ihren Platz, wo es um die grundlegenden Fragen und Voraussetzungen der Wissenschaften geht. Als Semantik und
Wissenschaftstheorie (Epistemologie) befasst sie sich mit Fragen der Erkennbarkeit der Realität und als Ontologie thematisiert sie die Prinzipien der Realität selbst. Aufgabe der Ontologie ist es zunächst, in aristotelischem Geist,
nach den allgemeinsten Merkmalen eines realen Gegenstands zu fragen, sodann analysiert sie die Voraussetzungen einzelner Wissenschaften wie Physik, Biologie und Psychologie, um zu klären, was Materie, Leben und Geist überhaupt sind.
Ein grundlegendes philosophisches Thema sind schließlich auch die Normen menschlichen Handelns. Zu den philosophischen Grunddisziplinen, die in Bunges Treatise behandelt werden, gehört daher neben Semantik, Wissenschaftstheorie und
Ontologie auch die Ethik. Die klassische Erkenntnistheorie des Empirismus hat nach Bunge das Wesen wissenschaftlicher Methode nicht richtig erfasst. Francis Bacons Auffassung von Induktion als wissenschaftlicher Methode, wonach
die Wissenschaft mit Beobachtungen beginnt und dann (mittels induktiver Regeln) zu Verallgemeinerungen fortschreitet, missdeutet nach Bunge das tatsächliche wissenschaftliche Vorgehen, wie es seit Galilei mit der Formulierung von
Hypothesen und ihrer anschließenden experimentellen Überprüfung praktiziert wird. Dass wissenschaftliche Hypothesen und Theorien durch Beobachtungen und Experimente überprüft werden, ist für Bunge selbstverständlich, doch betont er
unter dem Einfluss der Einwände von Thomas S. Kuhn und Paul Feyerabend, dass die empirischen Daten keineswegs so einfach und eindeutig sind, wie Carnap und Popper vorausgesetzt haben. Bunge wendet sich auch gegen frühere Versuche
einer scharfen Unterscheidung zwischen Philosophie und Wissenschaft. So weist er mit Popper die von Wittgenstein und dem Wiener Kreis vertretene These von der Sinnlosigkeit der Metaphysik zurück, doch zugleich lehnt er auch Poppers
Abgrenzung von Wissenschaft und Metaphysik durch das Kriterium der Falsifizierbarkeit ab. Bunge folgt hier eher Quine, wenn er Philosophie und Wissenschaft als sich zwei ergänzende, aber voneinander abhängige rationale
Erkenntnisbemühungen versteht. Nur durch eine Kooperation von Wissenschaft und Philosophie lässt sich nach seiner Ansicht Erkenntnisfortschritt erzielen. Gegen Poppers Abgrenzung von Wissenschaft und Metaphysik betont Bunge,
dass Wissenschaftlichkeit nicht einfach mit Überprüfbarkeit gleichgesetzt werden darf. Offensichtlich falsche Theorien wie etwa die Astrologie sind zwar überprüfbar, aber als widerlegte Theorien können sie nicht den Status der
Wissenschaftlichkeit beanspruchen. Hypothesen und Theorien können vielmehr nur dann als wissenschaftlich gelten, wenn sie nicht nur überprüfbar sind, sondern auch mit unserem Wissen von der Welt insgesamt vereinbar sind.
Überprüfbarkeit ist dabei nicht einfach identisch mit empirischer Kontrolle durch Beobachtungen und Experimente. Neben einer direkten empirischen Kontrolle gibt es auch eine indirekte empirische Kontrolle durch Prüfung der
Kompatibilität einer Theorie mit gut bestätigten anderen wissenschaftlichen Theorien. Die Anerkennung der Wissenschaftlichkeit als philosophischer Leitidee ist auch die Basis von Bunges Kritik an verfehlten wissenschaftlichen und
philosophischen Konzeptionen. Zu den Pseudowissenschaften, die er in ähnlich scharfer Form wie Popper attackiert, gehört die Psychoanalyse, die nach seiner Ansicht keine überprüfbaren Prognosen menschlichen Verhaltens liefert,
sondern mit jedem möglichen Verhalten vereinbar ist. In scharfer Form kritisiert Bunge auch den neuen Relativismus, wie er etwa in der Postmoderne, aber auch bei Feyerabend zu finden ist. Eine zentrale Rolle in Bunges
Wissenschaftstheorie spielt seine Verteidigung des Realismus. Realismus ist ontologisch und erkenntnistheoretisch eine unverzichtbare Voraussetzung der Real-Wissenschaften. Als ontologische Position behauptet der Realismus, dass die
Realität eine von unserem Denken unabhängige Struktur besitzt, als erkenntnistheoretische Position besagt er, dass diese reale Struktur zumindest partiell (durch Wahrnehmung und Wissenschaft) erkennbar ist. Diesen „wissenschaftlichen
Realismus“ verteidigt Bunge auch gegen die auf Niels Bohr zurückgehende Kopenhagener Deutung der Quantenphysik, der zufolge das subatomare Geschehen von Eingriffen des Beobachters abhängt. Bunge versucht dagegen zu zeigen, dass
in den Gleichungen der Quantenmechanik kein Bezug auf Messapparate oder Beobachter vorkommt, sondern dass es sich bei dieser Bezugnahme um verfehlte philosophische Deutungen der Quantenphysik handelt.