Psychologie ist weit mehr als nur die messbaren Nervenaktivitäten und lässt sich nicht nur auf reine Gehirnbiologie reduzieren. Die Frage ist, in wieweit sich psychische Prozesse überhaupt wissenschaftlich beschreiben lassen.
Felix Tretter (* 1949 in Villach) ist ein österreichischer Psychologe und Psychiater; er war von 1992 bis 2014 Ärztlicher Leiter der Suchtabteilung am Isar-Amper-Klinikum
München-Ost. Seine wissenschaftliche Arbeit hat einen Schwerpunkt in der mathematischen und simulativen Modellierung psychophysischer Szenarien in der Schizophrenie-
und Suchtforschung mit Methoden der Systemwissenschaft. Nach der Matura am Stiftsgymnasium St. Paul in Sankt Paul im Lavanttal studierte Tretter ab 1969 Psychologie,
Soziologie und Medizin an der Universität Wien mit dem Ausbildungsziel eines "Praktischen Anthropologen". Das Psychologiestudium schloss er 1974 in Wien mit einer
Dissertation („Die kortikalen Detektoren des visuellen Systems“) zur Gehirnforschung als Dr. phil. ab. Von 1972 bis 1979 arbeitete er zu diesem Thema am Max-Planck-Institut
für Psychiatrie in München unter Wolf Singer. Mit einer soziologischen Arbeit über das Gesundheitswesen („Möglichkeiten e. qualitativen Systemtechnik u. med. Sozialökologie
dargest. an d. Modedrogenproblematik“) promovierte er 1978 an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Dr. rer. pol. Ab 1981 arbeitete er auf einer Station für
Drogenabhängige in Parsberg, bevor er nach Haar an das damalige Bezirkskrankenhaus, das heutige Isar-Amper-Klinikum München-Ost wechselte. Nach seiner Promotion zum
deutschen Dr. med. - in Österreich war zu diesem Zeitpunkt der Doktor der Medizin ohne Wissenschaftliches Elaborat möglich - für eine an der Ludwig-Maximilians-Universität
München 1992 („Multivariate Analyse eines Beurteilungsbogens zur Psychopathometrie des Delirium Tremens“) eingereichte Arbeit, wurde er im selben Jahr Chefarzt der
dortigen Suchtabteilung („Kompetenzzentrum Sucht“). 1999 habilitierte sich Tretter für Klinische Psychologie; er war außerplanmäßiger Professor am Department für Psychologie
der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Herbst 2014 trat Tretter als Chefarzt in Haar in den Ruhestand. Danach wurden die Suchtstationen aus dem gemeinsamen
organisatorischen Verbund der Suchtabteilung genommen und andernorts angegliedert. Tretter widmete sich in Publikationen, Vorträgen und Seminaren weiter seinen Arbeitsfeldern.
Von 2015 bis 2018 war Felix Tretter Fellow und ist nach wie vor Vizepräsident[10] am Bertalanffy Center for the Study of Systems Science (BCSSS), einem „Verein zur
Förderung der Systemwissenschaften“ in Wien. Ferner ist Tretter „Präsident der Deutschen Gesellschaft für Humanökologie“, Lektor an der Sigmund Freud Privatuniversität
Wien für Psychotherapiewissenschaft und Ehrenvorsitzender der Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen. Zur laufenden COVID-19-Pandemie hat Tretter als
Vizepräsident seinen Blickwinkel der Systemtheorie veröffentlicht. Tretter ist interessiert an einer systemwissenschaftlichen Modellierung der Schizophrenie und der
mathematischen Darstellung der Wechselwirkung der Neurotransmitter und organisierte zu diesem Ziel Arbeitstreffen mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen.