Der Zufall ist ein Gegenspieler der Willensfreiheit. Freiheit bedeutet, daß man denken kann, was man selbst will. Unfreiheit, wenn sich dem Bewußtsein bestimmte Inhalte aufdrängen; und daran ändert sich nichts, wenn die sich aufdrängenden Gedanken zufällig sind.
Bernhard Hassenstein (* 31. Mai 1922 in Potsdam; † 16. April 2016 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Verhaltensbiologe, Mitbegründer der Biokybernetik
und Professor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er zählte zu den namhaften Forschern auf den Gebieten der Verhaltensbiologie und
der biologischen Kybernetik. Sein wissenschaftliches Werk enthält wesentliche Beiträge zum Bewegungssehen der Insekten und zum
Farbensehen des Menschen. Er prägte die Begriffe „Injunktion“ (ein Mittel der Begriffsbestimmung in Gegenstandsbereichen, in denen
die Anwendung einer Definition nicht sachgerecht ist) und „Tragling“ (getragenes Jungtier). Er bestimmte die Aggressionsarten und
entwickelte kybernetische Modelle von Verhaltensweisen von Lebewesen, so zum Beispiel das Höchstwertdurchlassmodell. Von 1939 bis 1949
studierte Hassenstein Biologie, Physik und Chemie in Berlin, Göttingen und Heidelberg. Vom dritten Semester an war er wissenschaftlicher
Schüler des Verhaltensphysiologen Erich von Holst. Während des Militärdienstes lernte er 1943 seinen Freund und späteren
wissenschaftlichen Partner Werner Reichardt kennen. Er flüchtete 1945 aus der Kriegsgefangenschaft und setzte sein Studium fort.
Ab 1948 war er als Assistent am Max-Planck-Institut für Meeresbiologie, Abteilung von Holst, in Wilhelmshaven tätig und wechselte
dann von 1954 bis 1958 an das Zoophysiologische Institut der Universität Tübingen, wo er sich 1957 habilitierte.
1958 gründete Hassenstein gemeinsam mit Reichardt, der inzwischen ein Physikstudium absolviert hatte, und dem Ingenieur Hans Wenking
die weltweit erste Arbeitsgruppe für Kybernetik am Max Planck-Institut für Biologie in Tübingen. 1960 wurde er als Nachfolger von Otto
Koehler zum Professor für Zoologie an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg berufen und reformierte dort gemeinsam mit Hans Mohr
das Studium der Biologie im Sinne einer inhaltlichen und formalen Zusammenführung und gegenseitigen Durchdringung der Botanik,
Zoologie, Humanbiologie und der allgemeinbiologischen Fächer Genetik, Molekularbiologie, Ökologie etc. Von 1968 bis 1972 vertrat
Hassenstein das Fach Biologie im Wissenschaftsrat; von 1974 bis 1981 war er Vorsitzender der Kommission „Anwalt des Kindes“ beim
Kultusministerium von Baden-Württemberg. Ab 1974 unterstützte er seine Frau Helma Hassenstein bei der Begründung und Durchführung
des „Programms Mutter und Kind – eine Hilfe für die alleinerziehende Mutter und ihr Kind“ in Baden-Württemberg. 1984 trat Bernhard
Hassenstein in den Ruhestand. Er lebte in Merzhausen bei Freiburg im Breisgau.